Geschichte

bald wird hier auch was stehen...


Der Schulname

Fritz Nuss und Stuttgart

 

1928 bis 1933 studierte Fritz Nuss an der Stuttgarter Kunstakademie unter Ludwig Habich (Schaffer des goldenen Hirschs). Von 1935 bis 1938 assistierte Fritz Nuss dem Künstler Fritz von Graevenitz an der Akademie der Bildenden Künste und wurde Leiter der dortigen Bildhauerklasse.

Während dieser Zeit (immerhin über 20 Jahre) lebte Fritz Nuss mit seiner Familie in der Werastraße im Stuttgarter Osten. Mit seiner Ernennung zum Professor 1943 und der Geburt seines, ebenfalls künstlerisch renommiertem Sohnes Karl-Ulrich Nuss, zog er 1943 nach Strümpfelbach.

An der Fachhochschule für Gestalten in Schwäbisch Gmünd leitete er 20 Jahre lang die Klassen für plastisches Gestalten. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit schuf er ein umfassendes bildhauerisches Werk, das in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gewürdigt wurde und in öffentliche Sammlungen Aufnahme fand.

 

Bezug unserer Schule zum Künstler

 

 

Ausschlaggebend für die Idee unsere Schule „Fritz-Nuss-Schule“ zu nennen, war zunächst die Skulptur der „Gänseliesel“.  Sie steht seit über 40 Jahren vor dem Kinderkrankenhaus Olgahospital, unserem Hauptstandort, und ist nun mit vor den Neubau umgezogen, wo sie den Eingangsbereich prägt.

 

Alle unsere Schulstandorte identifizieren sich mit dem Standort „Olgahospital“, da hier unser Rektorat ist und alle die gesamte Lehrerschaft betreffenden Veranstaltungen, hier stattfinden.

 

Die Darstellung der Gestalt der „Gänseliesel“  (und vieler anderer Skulpturen von Fritz Nuss) mit ihren überlängten Proportionen, und damit der Abweichung vom Ideal,  entspricht stark unserer Schülerschaft. Auch unsere Schülerinnen und Schüler weichen aufgrund ihrer unterschiedlichen Erkrankungen stark vom Ideal, bzw. dem was die Gesellschaft als „normal“ betrachtet, ab.

 

Oft ist der Körper durch die Krankheit der Kinder und Jugendlichen gezeichnet. Die raue, rissige Oberfläche der Skulpturen des Künstlers deutet auf diese verletzte Hülle hin.

 

Das Märchen die „Gänseliesel“ hat eine Kernaussauge, die direkt auf unsere Schülerschaft übertragbar ist: Der Kern eines Menschen bleibt unversehrt und wird früher oder später von jemandem erkannt.  So wie die „Gänseliesel“ dargestellt wird, so wünschen wir uns unsere Schülerinnen und Schüler entlassen zu können: unbelastet, in sich ruhend, den Blick auf das Wesentliche gerichtet, und im Einklang mit sich selbst und der Natur.

 

Aber auch die Lehrerschaft wird ein Stück weit durch die „Gänseliesel“ symbolisiert. So ist es unsere Aufgabe, die Schülerinnen und Schüler zu behüten wenn nötig, und zu begleiten wo möglich. So steht es auch in unserem Leitbild:  « Wir begleiten unsere Schülerinnen und Schüler unter Berücksichtigung ihres aktuellen Gesundheitszustandes und ihrer Lebenssituation. Wir fördern und fordern sie gemäß ihres individuellen Entwicklungs- und Leistungsstandes ». 

 

Bei der weiteren  Recherche zum Künstler „Fritz Nuss“ stellte sich heraus, dass ein weiterer unserer Standorte, eine Skulptur des Künstlers  in seinem Garten beherbergt; unsere Zweigstelle Hasenberg-/ Breitscheidstraße in dem heute das Gesundheitsamt untergebracht ist, und früher die Frauenklinik  war. Hier befindet sich die Skulptur „die Liegende“.

 

Was den Wunsch unsere Schule « Fritz-Nuss-Schule » zu nennen weiter beeinflusst hat ist, dass der Ziseleur Fritz Nuss die Paracelsus Medaille, die höchste Auszeichnung der Ärzteschaft, entwarf. Unser Zentrum pflegt eine interdisziplinäre Kooperation mit den Klinikmitarbeitern. Wir sind in ständigem Austausch mit den Ärzten, Psychologinnen und Pflegekräften.

 

 

Das Schaffen des Künstlers und dessen Bezug zu unserer Schülerschaft

 

 

Fritz Nuss Werke lösen sich in den 50er und 60er Jahren zunehmend von dem idealisierenden Menschenbild und wenden sich einer immer humaner werdenden Sicht auf den Menschen zu. Das klassische Proportionsschema wird gestört, die Werke leben durch Disharmonien.

 

Unsere Schülerinnen und Schüler sind alle auf eine gewisse Weise von Disharmonien geprägt. Sei es auf psychischer oder auf physischer Ebene. Wir erleben die große Vielfalt der Menschen und die daraus resultierenden Aufgaben als Bereicherung und positive Herausforderung.

 

Bereits in der frühen Schaffensphase löst der Künstler seine Figuren von der Statik. Sie werden dynamisiert und tragen individuelle Gesichtszüge. Unsere Aufgabe hier am SBBZ ist es ebenfalls, die Schülerinnen und Schüler auf dem Weg aus ihrer „Statik“ heraus zu begleiten, sie zu dynamisieren, aktivieren und sie als Individuum zu fördern.

 

Das Klassische Proportionsschema löst Fritz Nuss auf. Die Figuren leben aus der Spannung zwischen überlangen, fragilen Extremitäten und einer teils kompakten Körpermitte. Auch bei unserer Schülerschaft gilt es die Spannung zwischen Krankheit (je nach Standort und Station „geistiger“ oder „körperlicher“ Schwäche) und Wachheit auszuhalten, und sie auf ihrem Weg der Gesundung zu stärken.

 

Die Werke Fritz Nuss mit ihren kantig, rissigen Oberflächen, stehen in Spannung zum Inneren der Figuren. Ähnliches erleben wir mit unserer Schülerschaft. Wir nehmen tagtäglich die psychischen Strukturen der Kinder und Jugendlichen wahr, die sich oftmals kantig rissig und rau geben.

 

Der Bezug des Werks von Fritz Nuss zu unserer Schülerschaft liegt somit auf der Hand.

 

Wir unterrichten Jugendliche, die vom „Ideal“ abweichen, die disharmonisch zu sich selbst und/ oder der Umwelt stehen, Kinder in Extremsituationen. Das Individuum steht bei unserer Arbeit im Vordergrund. Wir führen die Schüler weiter bzw. zurück in das alltägliche Schulleben und legen hierbei großen Wert auf individuelle Lösungen und einen entsprechend respektvollen Umgang mit den Schülerinnen und Schülern. Die Achtung der Würde des Menschen,  mit der der Künstler seine Skulpturen formt, ist auch unser Anliegen.